29 Mai Die Lösung liegt nicht im Problem
Wenn wir wieder einmal feststecken in unserem problemfokussierten Denken, suchen wir häufig auch genau dort nach einer Lösung und Veränderungsmöglichkeit, mit der es uns besser gehen soll. Gespräche für die schlecht laufende Beziehung, eine Ernährungsumstellung für die gesundheitlichen Probleme, ein Arbeitsplatzwechsel gegen die Unzufriedenheit im Job… diese Beispielliste ließe sich sicher endlos weiterführen. Und es macht auch Sinn, sich mit den eigenen Themen auseinanderzusetzen, zu schauen, was ist es eigentlich, das mich belastet und was kann ich tun.
Aber oft finden wir nicht das, was uns wirklich helfen und guttun würde. Unser Verstand schlägt uns viele Möglichkeiten vor, wir entscheiden uns für die eine oder andere, aber letztendlich stellt sich das gute Gefühl, die ersehnte dauerhafte Lebenszufriedenheit nicht ein. Woran kann das liegen?
Außerhalb des Lichtscheins suchen
Es liegt daran, dass wir zu oft dort mit unseren Gedanken hängen bleiben, wo es uns nicht gut geht und den Blick verlieren für Möglichkeiten und wertvolle Ressourcen, über die wir bereits verfügen, die aber außerhalb dieses Dunstkreises liegen. Es ist wie mit dem Betrunkenen, der seinen verlorenen Schlüssel im Lichtkegel der Laterne sucht, nur weil es dort hell ist – obwohl er weiß, dass er den Schlüssel ganz woanders verloren hat.
Eigentlich ist es ganz einfach und doch tun wir es selten. Dahin zu schauen, wo es uns wirklich gut gehen würde. Manchmal wissen wir gar nicht mehr, wie sich so eine Ressource anfühlt oder wir trauen uns schlichtweg nicht, den Blick dorthin zuzulassen. Natürlich hat unser Verstand hier einige Vorschläge. Wir kennen uns ja nun schon etwas länger und wissen mehr oder weniger, was uns stärkt oder einmal gestärkt hat. Die Betonung liegt auf „wissen“ – ein ganz kleiner Horizont, den unser Bewusstsein uns hier bietet. Vieles haben wir vergessen, liegt tief vergraben in unserem Erfahrungsschatz, vielleicht auch lange, sehr lange von unserem Verstand, unseren Lebensumständen, unseren Glaubenssätzen unterdrückt. Wie können wir diesen unermesslichen Schatz an Ressourcen nun wieder bergen? Da gibt es viele Möglichkeiten und eine davon ist das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM®) .
Das Zürcher Ressourcen Modell ist eine wunderbare Methode, um für sich herauszufinden, was man wirklich will und auch dringend braucht. Und zwar im ersten Schritt völlig unabhängig davon, was unser Verstand uns vorschlägt. Im ersten Schritt geht es somit ganz alleine um Bedürfnisse – unsere unbewussten Bedürfnisse. Um die Frage „Was mag ich?“ und nicht „Was ist vernünftig?“ Als allererstes entdecken wir deshalb in der ZRM®-Methodik das, was in uns ein gutes Gefühl auslöst, uns Freude bereitet, unser Herz höher schlägen lasst – mit anderen Worten, wir entdecken unsere Ressourcen. Etwas, das hier in unserem Unbewussten verborgen liegt und uns helfen kann, einen Weg zu mehr Zufriedenheit und Wohlbefinden in unserem Leben zu gehen. Damit unser Unbewusstes seine „Message“ mitteilen kann, nutzt es unsere Körpergefühle (Gänsehaut, Ziehen im Rücken, Kribbeln im Bauch…) oder auch reine Gefühlszustände (Helligkeit im Kopf, Leichtigkeit, inneres Strahlen, Weite…), auch „somatische Marker“ genannt. Vorher braucht es allerdings eine Art Schubser. Irgendetwas, durch das es sich angeregt fühlt – eine Projektionsfläche. Im ZRM® nutzen wir hier für die Bildkartei – eine Sammlung von 64 rein positiven Motiven. Auf dieser wertvollen Grundlage arbeiten wir dann Schritt-für-Schritt weiter… von der Formulierung eines Wunsches (hier nimmt das ursprünglich als Problem wahrgenommene Thema eine Ressourcenorientierung an!) , über das Herausarbeiten eines individuellen Motto-Ziels und bis hin zu den individuellen Strategien, die neue erwünschte Haltung in das eigene Leben zu integrieren.
Es ist spannend, zu sehen, wie sich die Perspektive eines Menschen vom Problem hin zur Ressource wenden kann durch eine Orientierung am guten Gefühl und dem Entwickeln einer neuer Haltung. Plötzlich eröffnen sich Horizonte und Möglichkeiten, die vorher nicht sichtbar waren. Praktisch kann dies so aussehen wie in meinem letzten Training: Eine Teilnehmerin kommt mit dem (problemorientierten) Thema, dass sie Sorge hat, über eine familienbedingte Prädisposition ernsthaft zu erkranken. Sie möchte deshalb dringend mehr für ihre Gesundheit tun, für sich sorgen und achtsamer sein. Bis jetzt ist ihr das nicht in dem Maße gelungen, wie sie es sich wünscht. Bei dem Gang durch die Bildkartei fällt ihr Wahl spontan auf die bunte Hängematte unter grünen Palmen und sie erarbeitet sich das Mottoziel „Lachend und gelassen entdecke ich meine Lebensfreude“. Im Rückblick ist sie immer wieder überrascht, dass die Ressource für ihr Thema ist, ihre Lebensfreude und ihren Humor wieder mehr in ihr Leben zu bringen und zuzulassen. Bei einem Folgetermin erzählt sie, wie mühelos es ihr auf einmal mit dieser Haltungsänderung z. B. gelungen ist und Freude gemacht hat, mehr Fahrrad zu fahren. Etwas, dass sie sich auch vorher schon vorgenommen hatte, aber einfach nicht geklappt hat.
Ein schönes Beispiel, das zeigt, wie sehr es sich lohnt, am Anfang eines persönlichen Veränderungsprozesses hundertprozentig ressourcenorientiert zu arbeiten und das Unbewusste mit ins Boot zu nehmen. Mit der konsequenten Orientierung am starken positiven Gefühl schaffen wir es, ein wirklich authentisches Ziel zu entwickeln und wir fühlen wahre Motivation, den eigenen wünschenswerten Zustand dauerhaft anzustreben und umzusetzen – auch in schwierigen Situationen.
Hintergrundwissen zum Zürcher Ressourcen Modell
Das Zürcher Ressourcen Modell ist ein wissenschaftlich basiertes und systematisch aufgebautes Selbstmanagementtraining, das heute erfolgreich angewendet wird in der Wirtschaft, in der Führungskräfteentwicklung, im Bildungswesen, im Leistungssport sowie im Gesundheits- und Sozialbereich. Es bietet sich überall dort an, wo Menschen lernen wollen, die eigenen Bedürfnisse besser kennenzulernen, sich selbstkongruente Ziele zu setzen und selbstbestimmt wie motiviert zu handeln. Mehr dazu findest du hier.