12 Jun Innere Sicherheit als Basis für persönliche Weiterentwicklung
[Erkenntnisse einer Wanderung – Teil 1]
Für dieses Jahr Ostern hatte ich mir vorgenommen, ein paar Tage alleine wandern zu gehen. Mit Rucksack von einem Ort zum anderen – irgendwo in der Schweiz. Bei den ersten Überlegungen kam mir dann plötzlich die Idee, wie spannend es sein könnte, ohne Planung loszuziehen. Nur mit dem Kompass raus aus der Tür, konsequent in eine Himmelsrichtung. Mit der einzigen Vorgabe, eine bestimmte Kilometerzahl pro Tag zu schaffen, mehr nicht. Ohne Karte, ohne gebuchte Unterkunft. Und schauen, wo ich auskomme. Zuerst bin ich begeistert von der Idee und fühle mich wie eine Abenteurerin – einfach mal drauf los laufen und sehen, wohin der Weg mich führt. Viel kann ja nicht passieren, immerhin bewege ich mich in der Zivilisation und nicht im brasilianischen Urwald.
Ein, zwei Tage hält die Begeisterung an und dann melden sich die ersten Bedenken. So ganz ohne Ziel? Ohne zu wissen, wo ich bin? Ohne Orientierung, ohne Plan? Ich fühle mich zunehmend unwohl damit, verstehe aber auch nicht, warum. Ich versuche mich davon zu überzeugen, wie wichtig es ist, mich bewußt aus der Komfortzone herauszubringen. Als Coach habe ich schließlich gelernt, dass nur dann Lernen und persönliche Weiterentwicklung möglich ist.
Persönliche Weiterentwicklung – zwischen Komfort- und Angstzone
Ich habe aber auch gelernt, dass der Übergang von der Komfort- in die Angstzone fließend ist. Anscheinend ist die Vorstellung, mich ohne genaueren Plan und geographischer Orientierung diesem Vorhaben zu stellen, zu viel für mein Gemüt – mit anderen Worten: Ich habe Schiss und fühle mich gar nicht mehr gut mit meiner Abenteueridee. Nach einigem Hin- und Her erlaube ich mir, meine Idee loszulassen und taste mich langsam zurück. Womit kann ich mir mehr Sicherheit geben, um überhaupt loszugehen und nicht das Ganze abzublasen (das kam mir nämlich zwischenzeitlich auch in den Sinn)? Ich spüre in mich hinein und mir wird klar: Erstens möchte ich wissen, wo meine Zwischenziele sind, ich möchte wissen, dass es dort Wanderwege gibt, die zu dieser Jahreszeit gefahrenlos zu gehen sind und ich brauche einen festen ersten Übernachtungsort.
Als ich diese Entscheidung getroffen und auch entsprechend recherchiert habe (eine Rundwanderung um den Thuner See), fühlt es sich auf einmal gut an. Und es kommt auch viel mehr Freude auf. Mit jedem kleinen Schritt, der mein Vorhaben konkreter und machbarer erscheinen lässt, fühle ich mich wohler und nicht mehr überfordert. Endlich kann ich sogar eine Zugverbindung raussuchen. Als ich dann ein Hotel für die erste Nacht buche, geht es mir richtig gut und ich beginne, mich wirklich zu freuen. Ich weiß, wo ich schlafen werde! Meine Vorstellungsbilder nehmen Form an, meine positiven Gefühle ebenfalls. Und trotz allem weiß ich, dass es genug Aspekte für mich gibt, die Herausforderung bedeuten.
Mit anderen Worten: mit Achtsamkeit meinen Bedürfnissen gegenüber (die sich immer direkt oder indirekt über Gefühle äußern) habe ich für mich den Bereich entdeckt, der zu bewältigen ist und mich trotzdem weiterbringt – außerhalb der Komfortzone und vor der Angstzone. Mir ist deutlich geworden, dass wir nur dann bereit, persönliche Herausforderungen anzunehmen und offen für neue Erfahrungen zu sein, wenn wir über ein Mindestmaß an innerer Sicherheit verfügen. Dabei sind zwei der wichtigsten Aspekte die Kenntnis über die eigene Persönlichkeit und das Vertrauen in sich und seine Mitmenschen:
- die eigenen Bedürfnisse kennen
- Ziele haben und Vertrauen darin, diese zu erreichen
- Vertrauen darin, dass das Leben für uns sorgt
- Vertrauen in soziale Bindungen
- Vertrauen darin, dass wir „damit fertig“ werden – egal, was auf uns zukommt
Mein Coachingimpuls für Sie:
Was gibt Ihnen innere Sicherheit und Mut, offen zu sein für das Leben und für neue Wege? Ohne Angst vor Entscheidungen, ohne Angst, eventuell auch unangenehme oder weniger schöne Erfahrungen zu machen, um daraus zu lernen und zu wachsen? In welchen Momenten haben Sie diese Sicherheit bis jetzt am deutlichsten gespürt?