Die Natur als persönliche Ressource | anjahume.de
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Die Natur als persönliche Ressource

Die Natur als persönliche Ressource

Die Natur als persönliche Ressource

Es gibt viele Anlässe und Lebensumstände, in denen uns die Bewegung und das Sein in der Natur helfen und heilen können. In meinem letzten Newsletter habe ich meine Leserinnen und Leser gefragt, in welchen Lebensituationen sie in der Natur Kraft schöpfen, neue Wege für sich entdecken oder wie sie sich von der Natur unterstützen lassen, wieder gesund zu werden. Darüber werde ich weiter unten berichten.

Die Natur als Ressource zu nutzen, ist nichts Neues für mich. Schon immer war „das Rausgehen“ mein Weg, um runterzukommen, abzuschalten, mich zu besinnen oder Lösungen für aktuelle Themen zu finden. Sei es das Joggen oder das Wandern. Gerade mehrere Tage unterwegs zu sein hat sich für mich bewährt, um den Ballast des Alltags abzuschütteln – unterwegs mit leichtem Gepäck von einem Ort zum anderen. Neues sehen, neugierig sein, mich im Hier und Jetzt fühlen und den Gegebenheiten aussetzen, auf Komfort mal mehr, mal weniger verzichten. Auch hier immer wieder, um einen klaren Kopf zu bekommen, mich inspiriert zu fühlen und in gutem Kontakt mit mir selbst zu sein. Die Bewegung und das Sein in der Natur gehören somit zu meinen Kraftquellen, auf die ich bewusst zurückgreifen kann. Zwischen meinem letzten Newsletter und diesem Blogbeitrag durfte ich nun noch eine neue Erfahrung machen, die mein Erleben von Natur als besondere Ressource um einiges bereichert hat:

Karg und schroff statt lieblich und nett

Seit längerem versucht mich mein Freund nun schon, zu einer sogenannten „Hochtour“ zu motivieren. Also mit anderen Worten: Unterwegs zu sein in den schrofferen alpinen Gefilden – dort, wo es eher karg, unwirtlich, steil und zunehmend auch mal gefährlicher werden kann. Dazu dann noch mit respekteinflößender Ausrüstung wie Pickel, Seil und Steigeisen. Nichts für mich. Mein Argument: diese Landschaften deprimieren mich und der Angst muss ich mich nicht aussetzen – wozu? Der Sinn des Ganzen hatte sich mir nicht erschlossen.

Dann ergab sich im Oktober spontan die Möglichkeit, mir ein paar Tage frei zu nehmen, eine Schönwetter-Phase in den Alpen war vorhergesagt und mein Freund genau dort beruflich unterwegs. Es kam, wie es kommen musste – er machte mir telefonisch erneut den Vorschlag, eine einfache Gletschertour mit ihm zu machen – den Similaun im Ötztal. Ich habe natürlich sofort abgelehnt – aus den bereits bekannten Gründen. Auf der S-Bahn-Fahrt ins Büro gingen mir dann doch so einige Dinge durch den Kopf und irgendwie – man kann es auch intuitive Eingebung nennen – kam mir plötzlich in den Sinn, ich könne das Ganze ja auch einmal aus einer anderen Perspektive betrachten: sollte eine außerhalb meiner Natur- und Wandergewohnheiten stattfindende Tour mir wohlmöglich unbekannte und positive Erfahrungen bescheren können? Eine Herausforderung, die mich vielleicht aus meinem Dunstkreis der bekannten Denk- und Verhaltensmuster rausholt?

Kurz und gut – entgegen meiner Vorbehalte habe ich mich für die Hochtour entschieden und kann im Rückblick nur sagen, dass diese 3 Tage im Ötztal ein sehr beeindruckendes Naturerlebnis waren, das mir einen neuen Zugang zu den Bergen und zum Teil auch zu mir geschenkt hat. Gerade die kargen Landschaften waren extrem wohltuend – eine überraschende Erfahrung. Keine schöne Vegetation, die mich „eingelullt“ hätte. Statt dessen Steine, Steine, Steine und teilweise der einfach nur weiße Schnee. Diese besondere Landschaft hat mir geholfen, extrem schnell runterzukommen, mich absolut präsent zu fühlen und zu reduzieren auf das, was genau im jeweiligen Moment wichtig war. An nichts weiter zu denken als an das Zurechtkommen hier im Berg und mich sicher zu bewegen. Mich den Gegebenheiten anzupassen, damit ich auch gesund wieder in der Hütte ankomme.

Eine weitere Erfahrung war anzuerkennen, dass jeder Tag ein anderer ist und ich jeden Tag eine andere sein kann. Am Tag der Gletscherbesteigung lief alles wie am Schnürchen – perfektes Wetter, gute mentale Verfassung, der Weg viel besser zu beschreiten als erwartet. Am Tag darauf hatte ich den gleichen Anspruch – an den Berg, das Wetter und an mich. Und es kam anders: Bewölkt und nebelig, ein sehr steiler Weg mit viel Geröll und dann war sie doch plötzlich da, die Angst, vor der ich Angst gehabt hatte. Da war es gut, meine eigenen Grenzen zu erkennen, anzuerkennen, vor dem Gipfel abzubrechen und umzudrehen. Hier ist mir nochmals ganz deutlich geworden, wie wichtig es ist, immer wieder ganz genau hinzuspüren: „Passt diese Herausforderung gerade oder ist es zuviel für mich?“ Völlig unabhängig davon, was ich mir vorgenommen habe und dem angestrebten guten Gefühl, das gesetzte Ziel zu erreichen. Eine Erkenntnis, die sich so gut auf den Alltag außerhalb der Berge übertragen lässt.

Und nun zu den vier Original-Erfahrungsberichten meiner Leserinnen:

Bewegung in der Natur – Flow, Zufriedenheit und Dankbarkeit

Verena T. erzählt: “ Ich liebe Bewegung in der Natur: beim entspannten Radfahren durch schöne Landschaften bin ich ganz bei mir selbst und kann die Welt des Alltags und der Verpflichtungen und Termine weit hinter mir lassen: einfach nur in die Pedale treten, den Fahrtwind spüren, rundum schauen, die Natur erleben mit allen Sinnen – eine süchtig machende Erfahrung, die ich jedes Jahr auf einer mehrtägigen Radtour genieße. In dieser Zeit kann ich ganz im „flow“ sein, im Augenblick, unbeschwert – und der Kopf mit seinen zahlreichen quirligen Gedanken ist still. Der Fokus ist nur im Erleben der dahingleitenden wechselnden Landschaft – Glücklichsein macht sich breit.

Und dann gibt es da noch die langsame Bewegung in der Natur: das Wandern. So viele Wanderungen habe ich schon in meinem Leben unternommen – aber nie war ich für mehrere Tage mal ganz allein unterwegs. Im Frühling dieses Jahres hatte ich das dringende Bedürfnis, das endlich einmal auszuprobieren, habe ich meinen Rucksack gepackt und bin vier Tage allein mit Gepäck durchs Sauerland gewandert – eine überschaubare Zeit für den ersten Versuch. Welch eine Freiheit! Stundenlang nur Natur sehen, hören und riechen; keinem Menschen begegnen; mein Tempo gehen; keine Gespräche, die Einlassen auf Andere fordern; Gedanken kommen und gehen lassen; Pause machen, wann und wie oft ich will; einfach an einem schönen Platz verweilen und lauschen – mein umtriebiger Geist kam zur Ruhe. Eine tiefe Zufriedenheit und Dankbarkeit mit meinem Leben erfüllte mich. In den vier Tagen war ich so gut wie immer allein: auf den Wanderwegen, in den Pensionen, in den Restaurants – und es war eine wunderbare Erfahrung. Ich wusste vorher nicht, dass ich das so genießen kann – allein sein, ohne sich einsam zu fühlen. Die Kraft und Energie aus dieser Erfahrung hat mich lange Zeit danach durch den Alltag getragen. Und ich mach` es wieder – im Herbst bieten sich viele Wanderziele an, die mich in die Natur locken, um ganz bei mir zu sein. Empfehlenswert !

Selbsterkenntnis und Achtsamkeit in der Wüste

Hafida F. schreibt: „Wenn ich an Natur denke, sehe ich viele Bilder, sehr schöne Bilder, ein Fotobuch von mehreren Seiten. Ich sehe Berge in allen Farben und Ausführungen, verschneite Gipfel, Bäume und Pflanzen, Seen und zwischendurch Leute, die vor mir in einem gemächlichen und achtsamen Gang laufen. Ich sehe die Wüste, gigantische Dünen, kleine Dünen, karge Stellen und genieße die verschiedenen Farbnuancen des Wüstensandes und vor allem die weite Sicht und die Ruhe (innere und äußere Ruhe).

Heute möchte ich über die erste Begegnung mit der marokkanischen Wüste und meine Erfahrung in dieser wunderbaren Welt berichten. Unvoreingenommen entschiede ich mich vor 10 Jahren, eine Woche in der Wüste zu verbringen. Ich wollte die Wüste für mehrere Tage erleben. Ein paar Monate davor hatte ich die Gelegenheit, die Wüste für einen Tag und eine Nacht zu beschnuppern.

Ich hatte in der Zeit einen stressigen Job mit mehr als 50 Stunden die Woche, ohne die Fahrzeiten von mindestens 2 Stunden jeden Tag zu zählen. Der Job hat mir Spaß gemacht und brachte genug Geld für mich und für meine Familie. Ich ahnte, dass das nicht meine Berufung ist, machte aber weiter und hatte keine Zeit um darüber nachzudenken, was ich anderes machen könnte, da meine Unzufriedenheit Jahr für Jahr größer wurde.

Der erste Tag meines Wüstentrekkings verbrachte ich mit Gedanken, welche Projekte im Unternehmen anstehen, welche Aufgaben dringend erledigt werden müssen und wie kann ich mein eigene Projekte und Vorhaben durchsetzen. Die erste Nacht unter dem Sternenhimmel habe ich genossen und habe angefangen, die Sterne im Himmel zu zählen. Plötzlich fiel mir ein, ein Stern leuchtet nur für mich. Danach habe jeden Abend meinem Stern vor dem Einschlafen gute Nacht gewünscht.

In den Tagen und Nächten danach fühlte ich zunehmend, wie sich die Ruhe in mir breiter machte. Ich genoss die Natur, fühlte die Wärme der Sonnenstrahlen, entdeckte so viele Wüstenpflanzen und kleine Bäumchen, die mitten in der Wüste gedeihen und grüne Blätter tragen, genoss den Schatten der gigantischen Wacholderbäume in der Mittagspause und mein Geist war so ruhig, dass ich an nichts mehr gedacht habe.

Damals fand ich das alles nur schön, es fühlte sich richtig gut an. Heute nenne ich es „Achtsamkeit“. Die Welt um mich herum wahrnehmen und genießen. Während des Wüstentrekkings habe ich meine Herzensentscheidung getroffen: ich möchte diese Erfahrungen mit anderen Menschen teilen und selbst Reisen organisieren und leiten. Der Gedanke davor war: ich möchte nicht so weiterleben und arbeiten wie bisher und ich bin bereit auf das sichere monatliche Gehalt zu verzichten.

Heute bin ich sehr oft in der Natur, in der Wüste, in den Bergen oder hier an meinem Wohnort in Ortenberg unterwegs. Die Natur lehrt mich bei meinen Spaziergängen und Wanderungen jedes Mal etwas Neues und ich bin sehr dankbar dafür. Sie hilft mir bei meinen Entscheidungen und schenkt mir Gesundheit, wenn es mir nicht gut geht.

Ständig shoppen gehen in der Stadt war gestern, heute tausche ich hohe Schuhe durch Wanderstiefel und laufe, so oft ich kann. Shoppen gehen mit Freundinnen mache ich auch immer noch gerne, ab und zu.“

Emotionale Balance und Abschalten vom Alltag

Von Bernadette Z.: „Ich gehe ganz oft mit meinen Hunden auf lange Spaziergänge und merke immer ganz genau, wie sehr die Stille und das Gehen mir hilft abzuschalten und das Kraftreservoir wieder aufzufüllen.

Bei seelischen Belastungen nutze ich diese Möglichkeit, um Gefühle besser wahrzunehmen und zu verarbeiten. Auch, wenn das bedeutet den Tränen einmal freien Lauf zu lassen, ohne schräg angesehen oder bemitleidet zu werden. Ich empfinde das als sehr entlastend und heilsam.

Ich nehme bewusst die Jahreszeiten, Gerüche und Geräusche wahr und komme wesentlich motivierter wieder zu Hause an. Genau richtig als Gegenpol zur stundenlangen sitzenden Arbeit und den vielen Terminen, die den Alltag beherrschen.“

Der Wald als Ort für neue Energie und Spiritualität

Silke L. berichtet: „Gerne sage ich Dir, dass ich fast jedes Wochenende im Rahmen meines Hundespazierganges neue Energie für mich im Wald sammle. Außerdem ist der Wald meine spirituelle Insel, es gibt eine bestimmte Stelle, in der ich für mich Erleuchtung, Hinweise, Energie und sonstiges empfange. Der Wald, gerade hier in Siegen, hatte mich 1994 bewogen, von Berlin nach Siegen zu ziehen und dies habe ich bis heute nicht bereut. Ja, der Wald und meine Spaziergänge darin sind pure Lebensqualität.“

 

Liebe Autorinnen, vielen Dank für eure tollen inspirativen Beiträge!

Und nun wünsche ich allen Leserinnen und Lesern viel Neugierde, die Natur in neuen Facetten für euch zu entdecken!

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